Eichenkeimlinge
Das Projekt „Eichenkeimlinge“ ist Skulpturengruppe und Prozess zugleich. Es vereint totes, bearbeitetes Holz und lebendige Bäume: sieben Eichen in einer Reihe, die zunächst kaum zu sehen sind. Die Künstler nennen sie „Zukunftsbäume“.
Die Natur nimmt sich Zeit.
Nach fünf menschlichen Generationen könnten sie ausgewachsen sein. Sie entwickeln sich zum Zitat der Allee, aus der sie abstammen. Als Keimlinge trieben sie aus Eicheln, welche die Künstler in der historischen Fürstenallee in der Gemeinde Schlangen sammelten – direkt unter den für ihr Projekt ausgewählten Eichen. Die altersschwachen Bäume wurden gefällt und mit Unterstützung der Staff Stiftung ersetzt. Aus den Stämmen gestalteten die Künstler überdimensionale Keimlingsskulpturen. Sie sind Denkmal, Versprechen und Platzhalter zugleich: Sind die gepflanzten Nachkommen einmal genau so groß, ist das bearbeitete Holz wohl längst verwittert – ein gegenläufiger Prozess für Neugierige mit Geduld.
Auch als Kunstobjekte bleiben die Eichenstämme ein Stück Natur mit allen Eigenheiten. In ihm hallen die Jahre des Wachstums wider. Der individuelle Wuchs der alten Bäume prägt die Skulpturen maßgeblich mit. Die Künstler spürten bei der Formgebung Richtungen nach und reduzierten sie auf Wesentliches. Sie entfernten kranke, morsche Stellen, schälten den stabilen Kern heraus und machten ihn sichtbar. Die Bearbeitung mit der Motorsäge ist nachvollziehbar geblieben – kein Glätten verbirgt die Spuren einer intuitiven Auseinandersetzung mit dem Material. So wird die künstlerische Arbeit zu einem Nachdenken über Natur und Gestaltung: Der Kreislauf des Wachsens und Vergehens ist unaufhaltsam. Die Künstler entscheiden über Ort, Ausrichtung und Wahrnehmung ihrer Setzungen. Den Rest erledigt die Zeit.